LEBEN · ERINNERN · STERBEN · TRAUER · DANK · ABSCHIED
LEBEN · ERINNERN · MITGEFÜHL · LIEBE · STERBEN · TRAUER · TOD · BEWUSSTSEIN · DANK · ABSCHIED
Ein Trauerfall im Freundeskreis
Wie helfen, was sagen, schreiben und tun?
Wenn im Freundes- und Bekanntenkreis ein Trauerfall eintritt, wissen nahe stehende Menschen oft nicht wie sie
reagieren, was sie sagen oder wie sie helfen können. So kommt es, dass Trauernde sich schnell allein gelassen
fühlen, anstatt Unterstützung zu erfahren. Trauernde brauchen die Begleitung von Freunden und Bekannten, nicht
nur in den ersten Tagen, sondern über Wochen, Monate oder auch Jahre.
Einige Anregungen, Ideen und Ermutigungen sollen dazu beitragen, Ratlosigkeit oder Hilflosigkeit im Kontakt
mit trauernden Menschen abzubauen.
Einige hilfreiche Prinzipien im Umgang mit Trauernden:
Zuhören
Anstatt nach den richtigen Worten zu suchen, ist es für Trauernde hilfreich, wenn der Gesprächspartner
aufmerksam und einfühlend zuhört. Dies kann auch bedeuten, dass Erlebnisse vom Verlust und Abschied immer wieder
erzählt werden – für Trauernde kann das ein Weg sein, zu begreifen was geschehen ist.
Mitgefühl und Geduld haben
Trauernde sollten ihre Gefühle zum Ausdruck bringen können, ohne Angst zu haben deshalb kritisiert zu werden.
Begegnen Sie ihnen vorurteilsfrei und verzichten sie auf Verhaltensratschläge. Auch der Satz „Ich weiß genau,
wie du dich fühlst“ ist fehl am Platz. Als Begleiter/in begleiten Sie den Trauernden auf seinem Weg und jeder
Trauerweg ist anders und einzigartig und braucht seine eigene Zeit. Erspüren oder fragen Sie, welche Bedürfnisse
der Trauernde hat.
Da sein
Sie können Trauernden ihre Trauer nicht abnehmen (- und sollten dies auch nicht versuchen!), sondern sollten sie
ermutigen, sich auf den Schmerz einzulassen. Dabei ist es ein großes Geschenk, wenn Sie einfach da sind, den
Schmerz aushalten, zusammen weinen oder zusammen schweigen. Oder auch zusammen etwas unternehmen, kochen, den
Alltag bewältigen. Möglich ist es, dass Trauernde die Hilfe von Begleiter/innen erst Monate nach dem Verlust
stärker brauchen als unmittelbar nach dem Todesfall.
Trauern ist ein aktiver Prozess, ein Weg, der mit einigen „Aufgaben“ verbunden ist. Diese zu kennen mag
hilfreich sein, wenn man Trauernden begegnet.
Die erste wichtige Aufgabe ist es, die Realität des Todes anzuerkennen. Egal ob plötzlich oder vorhersehbar, es
kann lange dauern, bis der Verlust wirklich anerkannt wird. Es ist normal, dass Trauernde immer wieder die
Realität des Todes verdrängen, bis sie sie ganz erfassen können. Stück für Stück, durch Erzählen und Begreifen
wird der Verlust mehr zur Wirklichkeit. Durch Zuhören und Ermutigen, sich dem Schmerz zu stellen, können Sie den
Trauernden bei dem wichtigen Schritt unterstützen. Trauernde lassen den Schmerz stückweise zu, da es zu
überwältigend wäre, ihn im Ganzen an sich heran zu lassen.
Der Weg durch die Trauer muss jedoch gegangen werden,
auch wenn es leichter scheint zu verdrängen oder zu verleugnen. Versuchen Sie also nicht, dem Trauernden den
Schmerz auszureden und ihn davon wegzuführen, sorgen Sie eher für eine wohltuende, geschützte Umgebung, in der
der Trauernde sein darf wie er sich innerlich fühlt. Machen Sie sich bewusst, dass Trauernde sich nicht nur
traurig fühlen, sondern auch betäubt, wütend, aggressiv, sie empfinden Schuldgefühle oder Angst. All diese
Emotionen sind normal und sollten ihren Raum haben.
Ein wichtiger Schritt im Trauerprozess ist es, Erinnerungen an den Verstorbenen zuzulassen und neu zu
ordnen. Jedes Erinnern integriert den Verlust in das neue Leben des Trauernden und gibt dem Verstorbenen hier
seinen Platz. Photos vom Verstorbenen, von der Beerdigung, Gegenstände, Aufzeichnungen etc. werden zu
bedeutungsvollen Dokumenten.
Mit der Zeit, in der sich Trauernde neu im Leben verankern, entwickeln sie auch eine neue Identität, sind z.B.
nicht mehr „Ehemann“, sondern „Witwer“. Dies kann ein langwieriger Weg sein, wenn die Identität des Trauernden
viel durch die Beziehung zum Verstorbenen geprägt war. Mehr und mehr wird die neue Identität und das Dasein mit
dem Verlust in das Leben integriert werden und der Trauernde kann sich auch wieder mehr nach außen öffnen. Dies
ist die Zeit, um ihn öfter zu ermutigen, mit raus in die Welt zu gehen, zu einem Fest, einem Essen, einem
Kinobesuch.
Welche Klischees und wohlgemeinten Sätze sollte man im Umgang mit Trauernden vermeiden?
- Die Zeit heilt alle Wunden.
- Es muss weitergehen.
- Du musst jetzt stark sein.
- Er/sie hätte nicht gewollt, dass du so traurig bist.
- Wenigstens hat er /sie nicht gelitten.
- Du kannst noch viele Kinder bekommen.
- Das Kind hat ja kaum gelebt.
- Denke doch auch mal wieder an etwas Schönes.
- Es war Gottes Wille.
Hilfreicher sind folgende, aufrichtig gemeinte Sätze:
- Es tut mir Leid.
- Es geht mir nahe.
- Ich denke an dich.
- Ich bin für dich da.
- Ich möchte dir helfen.
- Du bist mir so wichtig.
- Ich liebe dich/Ich mag dich.
- Ich bete jeden Tag für dich.
- Ich möchte, dass du weißt, dass ich …geliebt/ sehr gemocht habe.
Konkrete Ideen, um Trauernde zu unterstützen und zu begleiten
Schenken Sie dem trauernden Menschen einen zur Jahreszeit passenden Blumenstrauß.
Bieten Sie dem Trauernden an, mal für ihn zu kochen. Oft haben Trauernde das Gefühl für ihre essentiellen
Körperbedürfnisse verloren oder haben keine Kraft zu kochen.
Kümmern Sie sich um das soziale Netzwerk des Trauernden. Nehmen Sie Kontakt zu Nachbarn oder Bekannten auf, und
bitten Sie mitzuhelfen, mal nach dem Trauernden zu sehen, ein Auge auf die Haustiere zu haben oder mal einen
Einkauf zu erledigen.
Gerade Alltagstätigkeiten überfordern Trauernde oft, vor allem wenn sie vorher nicht dafür zuständig waren.
Helfen Sie bei Erledigung amtlicher Formalitäten, waschen Sie Geschirr ab, wenn sie da sind, gießen Sie die
Blumen.
Warten Sie nicht darauf, bis der Trauernde Sie um etwas bittet. Machen Sie selbst den ersten Schritt und fragen
Sie nicht lange.
Bringen Sie dem Trauernden ein begleitendes Buch für Zeiten der Trauer mit oder empfehlen Sie Bücher, die Sie
hilfreich fanden.
Denken Sie an die Jahrestage (Todestag, Geburtstag), die für Trauernde oft sehr schwer sein können. Bieten Sie
dem Trauernden Ihre Unterstützung an, vielleicht kann es gut sein im Vorfeld eine gemeinsame Unternehmung zu
planen.
Begleiten Sie den Trauernden bei Friedhofsbesuchen, wenn er das möchte.
Wenn es für den Trauernden die richtige Zeit ist, bieten Sie ihm an, beim Durchsehen und Aussortieren der
persönlichen Gegenstände des Verstorbenen zu helfen. Dabei kann eine Erinnerungskiste angelegt werden, die mit
Gegenständen gefüllt wird, die aufgehoben werden sollen und an den Verstorbenen erinnern. Drängen Sie einen
Trauernden nie, Sachen wegzugeben, wenn er das nicht möchte.
Achten Sie auf regelmäßigen Kontakt zum Trauernden, z.B. einem wöchentlichen Spaziergang. Für Trauernde kann es
gut sein, einen (oder mehrere) festen Termin in der Woche zu haben.
Und sicher gibt es noch viel mehr Ideen...
Zu guter Letzt: Bei allem was Sie für Trauernde tun, vergessen Sie nicht, für sich selbst zu sorgen. Geben Sie
sich den Freiraum, zwischendrin zu entspannen und aufzutanken. Der Umgang mit Trauernden braucht oft sehr viel
Kraft und Sie können nur soviel von Ihrer eigenen Kraft geben, wie sie selbst haben.
Empfehlenswerte Literatur:
Alan D. Wolfelt: „Lichtblicke in Zeiten der Trauer“ 100 praktische Anregungen, 2004, Kreuz Verlag, 120 Seiten,
14,90 €, ISBN 978-3-7831-2361-6
Hier bekommen Sie einige Anregungen für das Formulieren eines Kondolenzbriefes
(Siehe auch: Klaus Dirschauer, Worte zur Trauer, München 2005)
Elemente eines solchen Schreibens können sein
* Anrede des Trauernden, der trauernden Familie
* Eröffnungssatz, der das Ereignis des Todes, die Situation benennt
* Ein Abschnitt, der die Anteilnahme des Schreibenden zum Ausdruck bringt
* Eventuell ein Teil, in dem der verstorbene gewürdigt wird, seine Art, besondere Erinnerungen, Verdienste,
Dinge, die verbunden haben
* Abschluss des Briefes, der einen Wunsch, einen Segen, einen Zuspruch beinhalten kann
* Wenn Sie einen passenden Text, ein Gedicht, ein Lied, einen Sinnspruch finden, können Sie ihn in den Brief
integrieren, - als Eröffnung, als Abschluss, mitten hinein...
Beispiele:
"Liebe Frau Wagner, lieber Herr Wagner,
soeben bekamen wir die Nachricht vom plötzlichen Tod Ihres lieben Sohnes. Wenngleich es schwer ist, irgendwelche
Worte zu finden, möchten wir Ihnen sagen, dass wir sehr traurig sind und Michael vermissen werden. Er war ein so
lebenslustiger und offener junger Mann, und es war immer eine Freude, ihn zu sehen und zu erleben. Ihren Schmerz
können wir nicht ermessen. Seien Sie gewiss, dass wir an Sie denken und Michael niemals vergessen werden.
Ihre Anne und Walther Schneider"
"Sehr geehrter Herr Fissler,
die Nachricht vom Tode Ihrer Frau hat uns hier im Urlaub erreicht. Leider ist es uns nicht möglich, an der
Trauerfeierlichkeit teilzunehmen, doch dürfen Sie sicher sein, dass wir an Sie und an Ihre liebe Frau denken
werden. Sobald wir wieder in Deutschland sind, werden wir uns bei Ihnen melden und das Grab besuchen. Für den
Freitag und für alles, was nun vor Ihnen liegt, wünschen wir Ihnen von ganzem Herzen Kraft und den Segen Gottes
- und dass Sie in aller Traurigkeit Trost finden in dankbarer Erinnerung.
Ihre Familie Müller (Sandweg 16)"
"Lieber Gregor,
wir weinen mit Dir um Ute.
Wenn Du uns brauchst, sind wir für Dich da.
Maria und Elisabeth"
"Liebe Margarethe,
in der Zeitung lasen wir heute vom Tod Deines Vaters. Obschon sich das Ende seines Lebens in den vergangenen
Monaten erahnen ließ, schien er einen ungebrochenen Lebenswillen und Optimismus zu haben. Ein beeindruckender
Mann! Er wird uns fehlen.
Dir und Deinen Lieben wünschen wir von ganzem Herzen alles Gute.
Deine Freunde, Franziska und Udo"
"Lieber Herr Wagner,
heute erreichte uns die Trauerkarte, die Nachricht brachte vom plötzlichen Tod Ihrer Frau.
Wir möchten Ihnen danke sagen, dass Sie uns an Ihrer Trauer Anteil geben. Der Tag begann so normal, und
plötzlich, ist alles anders, man ist wie gelähmt, weiß nicht, was tun, was sagen...
Das Psalmwort, das Sie über die Karte stellten "Meine Tage sind eine Handbreit bei dir" - es ist schwer, das zu
verinnerlichen, Ja dazu zu sagen, wenngleich dies unsere Lebenswirklichkeit ist. Aber da klingt auch Trost und
Hoffnung mit, in dem "bei dir". Denn alle unsere Zeit, ob wir leben oder sterben, dürfen wir aufgehoben wissen
bei Gott, in seiner Hand.
Diese unbeholfenen Zeilen sollen Ihnen, lieber Herr Wagner, Zeichen sein, dass wir mit Ihnen und mit Ihrer
verstorbenen Frau verbunden sind - und bleiben.
Manfred und Heiderose Seiler"
"Sehr verehrte Frau Sandmann,
der Tod Ihres Mannes, meines langjährigen Kollegen macht mich traurig und betroffen. All die Jahre habe ich sehr
gerne mit ihm gearbeitet. Sogar die Meinungsverschiedenheiten und fachlichen Diskussionen haben Spaß gemacht,
weil er sich darauf verstand, gut und konstruktiv zu streiten. Seine Kompetenz, seine ganze Art habe ich sehr
geschätzt. Dass das nun alles vorbei sein soll - unvorstellbar.
Seinen Sie meines Mitgefühls gewiss.
Ihr Albert Fiebert"
"Liebe Maria,
Mike, mein Freund, ist tot?
Es fehlen mir die Worte.
In Liebe zu ihm und zu Dir
Pascal"